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=== Ratlos war ich nicht alleine === Naturgemäß liegt bei solchen Beteiligungsformaten wie hier der Fokus auf Verbesserungsvorschlägen – sprich auf Dingen, die aus meiner Sicht nicht ideal gelaufen sind. Dabei möchte ich eines nicht vergessen: Ich hätte damals mit keinem der Entscheider tauschen wollen. Den Umgang der Stadt Jena mit der Pandemie habe ich gerade am Anfang als im besten Sinne mutig empfunden. Als viel über Unsicherheit geredet wurde, z.B. was Masken betrifft, haben Jenaer Politiker Verantwortung übernommen. Mich hat das erleichtert, mich hat das gestützt. Ich habe mich während dieser weltweiten Katastrophe unterm Strich durch diese Stadt, ihre Verwaltung, ihre politische Führung und ihre medizinische Infrastruktur gut aufgehoben gefühlt. Danke! Dieses Gefühl habe ich damals auch gebraucht. Alleinlebend und ohne familiären Anschluss in der Region war die Pandemie, so glaube ich zumindest, auch für mich eine besondere Herausforderung. Befreundete Paare, Familien etc. hatten immernoch sich. Ich konnte meine Familie fast zwei Jahre lang nicht sehen. Aus Eigen- und Fremdschutz habe ich selbst Treffen mit einzelnen Freundinnen und Freunden gemieden. Ich weiß noch, wie ich nach mehreren Wochen das erste Mal meine beste Freundin zu einem Kaffee auf der Straße vor dem Haus getroffen habe. In diesem Moment waren für wenige Sekunden und wirklich reflexartig die Vorsichtsmaßnahmen vergessen. Wir haben uns umarmt und ich – eigentlich kein großer Umarmer – habe so stark wie nie zuvor in meinem Leben gespürt, wie sehr mir menschliche Nähe gefehlt hat. Wir haben geweint und uns bestimmt zwei Minuten lang in den Armen gelegen. Ich war nicht traurig, nicht einmal sonderlich unglücklich. Ich war einfach überwältigt von diesem kurzen Moment echter Nähe in einer Zeit, in der es nur auf Distanz ankam. Bis heute glaube ich, dass diese Distanz richtig war. Trotzdem war dieser kurze Moment der Unvernunft damals nötig. Das Gefühl, mich jederzeit, z.B. wenn es mir schlecht geht, zumindest mit einem Freund treffen zu können, war für mich immer existenziell. Ende 2020/Anfang 2021, mit der in ganz Thüringen geltenden, nächtlichen Ausgangssperre, war diese Sicherheit dann weg. Das Gefühl des „Eingesperrtseins“ habe ich als wahnsinnig belastend empfunden. Panik und Angst waren die Folge, verstärkt von dem Gefühl, niemanden sehen und keine Hilfe durch Freunde bekommen zu können. Befördert wurde meine Unzufriedenheit mit speziell dieser Maßnahme außerdem durch meinen Eindruck, dass erhebliche Unterschiede beim Kontrolldruck bestanden. So hatte ich in meinem Nebenjob als Taxifahrer nachts viel zu tun und weder ich noch meine Fahrgäste (teils große Gruppen) wurden je kontrolliert. Fußgänger jedoch schon. Ich hatte immer das Gefühl, hier muss man sich leisten können, dass ohnehin wenig effektive, aber dafür stark einschränkende Maßnahmen nicht für einen selbst gelten. Es blieb auch der Eindruck, hier müssten ich und andere unverhältnismäßig heftige Einschränkungen hinnehmen, während manche Menschen einfach tun, was sie möchten. Dass die Ausgangssperren wenig effektiv waren, kann ich freilich nur aus der Sicht auf meine Lebensrealität vermuten. Ich habe mich dadurch mit keinem Menschen weniger getroffen, als ich esonst getan hätte. Es waren ja ohnehin nur zwei bis drei wiederkehrende Leute, die ich im Abstand von Wochen gesehen habe. Diese Treffen zu einem bestimmten Zeitpunkt abbrechen zu müssen war nervig. Das Gefühl, eingesperrt und ohne Hilfe aus dem Freundeskreis zu sein, war beängstigend. Der Eindruck, andere könnten tun, was sie wollen, hat mich wütend gemacht. Ihren Zenit hat diese Wut dann erreicht, als ich Maßnahmengegner ungehindert zu hunderten durch die Stadt laufen sah, während ich mir unsicher war, ob ich alle paar Wochen einen Menschen aus dem engsten Freundeskreis treffen sollte. Hier habe ich allerdings auch gesehen: Dass das so gelaufen ist, war mit Sicherheit zu einem überwiegenden Teil nicht die Verantwortung der Stadt Jena. Ich habe mitbekommen, wie Mitarbeiter der Ordnungsbehörde von der Polizei forderten, endlich einzugreifen. Warum die Polizei dieser Bitte nicht nachgekommen ist, kann ich nicht beurteilen. Genauso wenig kann ich mir erklären, warum bei Themen wie Homeoffice nicht irgendwann politisch eingeschritten wurde. Jeden Tag zu sehen, wie Menschen zu zehnt in die Büros gelaufen sind, und gleichzeitig selbst im privaten Umfeld so eingeschränkt zu sein, hat mich wütend und ratlos zurückgelassen. Dazu hat auch nicht gepasst, dass ich an wenigen anderen Stellen dann doch den Eindruck von blindem Aktionismus hatte. Dazu zählt z.B. die Maskenpflicht im Freien im Stadtzentrum. Heute bin ich mir recht sicher, dass die nichts gebracht hat. Was ich mir für eine ähnliche Situation in der Zukunft wünschen würde: # Schnelleres Lernen. Am Anfang war wirklich vieles extrem unklar. Die Maßnahmen aus dieser Zeit zu kritisieren halte ich für ein billiges Manöver. Niemand hätte die Verantwortung tragen können, dass möglicherweise mehr Menschen sterben. Ich behaupte jedoch heute, nach einem Jahr Pandemie war schon klar, dass z.B. eine Maskenpflicht im Freien kaum etwas nützt. # Konsequenteres Handeln bei Verstößen gegen Maßnahmen, deren Sinn von Anfang an klar messbar war, z.B. die Maskenpflicht im ÖPNV. # Ermessensspielraum klarer regeln. Manchmal haben Polizisten bei größeren Gruppen in geschlossenen Räumen nicht eingegriffen, während andernorts Menschen kontrolliert und ggf. bestraft wurden, weil sie dritt unter freiem Himmel mit jeweils zwei Metern Abstand saßen. # Frühere Beteiligungsformate. Ich fand die meisten Maßnahmen gut, einige wenige nicht. Die Orte, diese Kritik seriös zu formulieren, haben gefehlt. Mit Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern und Rechtsextremisten auf die Straße zu gehen war für mich keine Option. Diesem Unsinn und diesem Hass wurde irgendwann zugehört. Kritische Zwischentöne an Einzelmaßnahmen sind währenddessen untergegangen. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- https://mitmachen.jena.de/proposals/32-vertrauen-missbraucht # Juli 2025
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